Das Problem mit der Konzentration.
Konzentration ist gerichtete Aufmerksamkeit. Das heißt man kann seine geistigen Energien auf eine bestimmte Sache hin ausrichten, ohne von einer anderen Sache abgelenkt zu werden. Also eigentlich kann alles Andere ablenken, sei es auch noch so unbedeutend.
Geräusche, ein Bild, der Wunsch etwas anderes tun zu wollen. Warum ist das für die Kinder so schwer? Die neuere Hirnforschung hat herausgefunden, dass unser Gehirn im Wesentlichen aus zwei grundlegenden Mechanismen seine Leistung bezieht: Bahnung und Hemmung. Bahnung meint die Aktivierung bestimmter Nervenzellen, damit eine bestimmte Bewegung z. B. ausgeführt werden kann. Hemmung meint die Ausschaltung bestimmter Nervenzellen, die z. B. an der Aktivität keine Beteiligung haben.
Das Neue daran ist: unser Gehirn ist viel mehr mit den hemmenden Prozessen beschäftigt, als mit den bahnenden Prozessen. Um nur eine Sache tun zu können, wie z. B. diesen Artikel zu lesen, muss Ihr Gehirn zugleich eine immens große Anzahl von Nervenzellen \“ruhigstellen\“, die nicht an der Aufgabe \“Lesen\“ beteiligt sind. Dies stellt gerade für junge Gehirne eine viel größere Herausforderung dar. Denn das Herunterfahren bestimmter Bereiche wird ja erst im Laufe der Entwicklung richtig erlernt. Deswegen können sich Kinder auch nicht sehr lange einer Aufgabe widmen. Je nach Entwicklungsstand brechen die komplizierten Regelkreise der Hemmung früher oder später zusammen. Bei AD(H)S ist dies besonders problematisch.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Zeitspanne für volle Konzentration relativ gering ist:
- 3-5 Jahre bis 10 Minuten
- 5-7 Jahre bis 15 Minuten
- 7-10 Jahre bis 20 Minuten
- 10-12 Jahre bis 25 Minuten
- 12-16 Jahre bis 30 Minuten
Kinder mit AD(H)S zeigen hierbei ihre besondere Problematik und somit das häufig zu beobachtende Muster eines Kindes, das sich nicht konztrentrieren kann: es wird den Fokus nur sehr kurz auf eine Sache richten und jede kleinste Ablenkung führt zum Abriss der Konzentration. Seine noch instabilen neuronalen Regelkreise lassen es so gut wie nicht zu, dass eine Balance zwischen Hemmung und Bahnung stattfinden kann.
Das Besondere am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ist aber auch, dass dieses Verhalten nicht bei jeder Tätigkeit eintritt. Das Konzentrationsverhalten eines Kindes ist vor allem auch stark vom Interesse an der jeweiligen Beschäftigung abhängig.
Mein Kind kann sich beim Fernsehen und bei Computerspielen stundenlang konzentrieren. Fernsehen erfordert eigentlich keine Konzentration! Die schnellen Bildfolgen bei vielen Kindersendungen bedienen ja gerade das Verlangen nach Reizen, den Reizhunger der Kinder mit AD(H)S. Es finden allenfalls sogenannte „Orientierungs-Reaktionen“ statt. Das sind aber keine Prozesse, die im Frontalhirn, dem wichtigsten Steuerungszentrum, stattfinden. Genauso verhält es mit vielen Computerspielen, die auch noch teilweise von Therapeuten verwendet werden. Auch hierbei gilt es zu bedenken, dass viele Spiele lediglich den Reizhunger stillen, aber nicht die Konzentration fördern. Wir beraten Sie gerne bei der Auswahl geeigneten Spielmaterials.